46 Jahre Verlag Koll

 

Als im Dezember 1978 die ersten Koll's Preiskataloge aus der Druckerei kamen, handelte es sich um ein gewisses Wagnis, denn die Szene der Modellbahnsammler war noch so übersichtlich, dass man immer wieder die gleichen Leute sah und sich - zumindest vom Ansehen - kannte.


In dieser Zeit gab es bereits die Spielzeugauktionen von Willy von der Warth in der Uerdinger Burgstraße, der als erster in Europa 1969 antiquarisches Spielzeug versteigerte. Von der Warth veranstaltete damals auch reine H0-Auktionen. 1972 folgten die Weinheimer Rossig & Richter - ab 1978 Rolf Richter - mit Spielzeugauktionen.


Nachdem sich Freunde alten Spielzeugs, insbesondere Eisenbahnfreunde, zu lockeren Stammtischrunden trafen, entstanden die ersten "Tauschbörsen", vermutlich 1968 in Weinheim. Dr. Jürgen Griebel und Manfred Kip organisierten im Juni 1971, in der Kölner Altstadt am Fischmarkt ein Treffen, das auch mal wegen Hochwassers ausweichen mußte. Später fand man sich im "Treuen Husar" ein.


Im Mai 1975 kamen Eisenbahnfreunde in der Bahnhofsgaststätte des "Hauptbahnhof" Wuppertal-Barmen bei den Herren Müller und Graeber zusammen. Mit der Rhein-Main-Tauschbörse im Obertshausener "Café Ott" begannen im November 1975 die "Frankfurter" Carl Ernst Baecker, Horst Blüm, Dr. Otto Gros, Dieter Haas und Botho Wagner mit ihrem "Tauschtreffen".


In München ging es mit Josef Lorenz und Christian Selzer etwa 1976 zunächst in der "MTV-Halle", dann im "Waldheim" und später in der Gaststätte "Heide Volm" mit altem Spielzeug los. Herwig Pötzel lud Sammler 1977 nach Langen ins "Lämmchen" ein.


Da sich die beiden ältesten Auktionshäuser verstärkt den großen Spurweiten ab Null widmeten, versuchten sich ab 1977 der Wuppertaler Klaus Graeber und ab 1978 der Stuttgarter Alfred Krieg speziell mit den kleinen Spuren. Graeber freute sich damals über 80 Bieter bei seiner ersten Auktion in der gemütlichen Gaststätte des Bahnhofs Wuppertal-Ottenbruch. Nach sehr erfolgreichen Jahren als Auktionator und Börsenveranstalter zog sich Graeber mehr und mehr aus der Scene zurück. Auch Auktionator Krieg beendete zwischenzeitlich seine Tätigkeit.


Die erste Nürnberger Börse, im Oktober 1978 von Tucher & Walther organisiert, gab es in Langwasser. Im gleichen Jahr startete Clemens Pothmann seine Gelsenkirchener Tauschbörse. Klaus Tacke machte im November 1978 die erste Inntal-Spielzeug-Tauschbörse in Raubling/ Oberbayern.


"Essener Eisenbahn-, Spielzeug- und Foto-Tauschbörse" nannte sich die Startveranstaltung von Wolfram Aschmann und Kurt Pagga im Oktober 1979 in Essen. In den Niederlanden veranstaltete Dr. Hobma im November 1979 die erste Modellbahn-Tauschbörse in Holland.


Im Juni 1980 begann André Vercauteren in Belgien mit seiner ersten Eisenbahn-Auktion.
Klaus Benkmann leitete die erste Rhein-Sieg-Tauschbörse im April 1980 in Troisdorf. Im gleichen Monat trafen sich die Freunde alten Spielzeugs im Stuttgart-Bad Cannstatter Kursaal bei Dr. Rolf Theurer und Hans Willi Walter. In Weingarten begann im September 1980 die erste Süddeutsche Europatauschbörse für altes Spielzeug, ein Treff, der von Beginn an von Willi Siegele zweitägig organisiert war und später nach Bruchsal umsiedelte. Die erste Spielzeug-Tauschbörse Österreichs gab es im November 1980 in Salzburg. Erich Hamminger war der Veranstalter. Ebenfalls im November 1980 starteten die Eisenbahnfreunde Taunus mit Michael Sauer ihre Modell-Tauschbörse in Eschborn.


Übrigens wäre in den Siebziger Jahren niemand auf die Idee gekommen, Neuware auf den Tisch zu stellen. Eine Ausnahme war der Northlander, der jedoch von den meisten Sammlern wegen seines Kunststoff-Feelings verachtet wurde. Selbst die blechernen Schürzenwagen wurden damals als noch zu neu angesehen und wurden Mitte der Siebziger um die 20 DM gehandelt.


Die Wachenburg in Weinheim war ein Kapitel für sich. Es konnte jämmerlich kalt sein, wenn man um 7 Uhr morgens die Serpentinen zur Burg hoch kam um noch einen akzeptablen Parkplatz zu erwischen oder es regnete grausam, dass man sich kaum aus dem warmen Auto wagte. Warme Sonnentage waren selten und verführten die Sammler zu starkem Kaufrausch. Die Kofferräume boten nämlich langgesuchte Schätze. Wer sich im Rittersaal das Aufgebot der Auktion ansehen wollte, hatte seine liebe Mühe mit der stimmungsvollen Beleuchtung. Manche Macke wurde hier übersehen. Als das Verkehrschaos immer undurchdringlicher wurde, blieb Rolf Richter 1984 nichts anderes übrig, als nach Weinheim hinunter zu gehen. Zwar gab es nun reichlich Parkplätze, die Stimmung blieb jedoch dabei leider auf der Strecke.


Die Sammler der Ersten Stunde widmeten sich ausschließlich den Spurweiten 0 und 1, vorzugsweise der Marke Märklin, seltener dem Fabrikat Bing, aber kaum anderen Firmen, wie Schoenner, Rock und Graner, Hess, Doll, Carette oder Bub.


Der Spur-1-Sammler schaute auf den Sammler der Spurweite 0 herab, dieser auf den H0er und jener auf den N-Sammler, so es ihn überhaupt gab. Märklin-Sammler lächelten über Bing oder Trix oder was es sonst noch für abwegige Fabrikate gab. Dies hat sich heute geringfügig geändert. Die Wertschätzung der Spurweiten spiegelt sich jedoch nach wie vor in den Liebhaberpreisen wider. Ein Märklin Krokodil der Spurweite 1 aus dem Jahr 1935 liegt etwa bei 30.000 EUR. In Spur 0 verlangt man ca. 20.000 EUR. In der Spurweite H0 bringt es ein Exemplar von 1947 auf rund 5.000 EUR. Bei den Wagen und beim Zubehör ist es ähnlich.


In den Siebziger Jahren wurde der Verkaufspreis für Auslaufmodelle vom Handel kräftig herabgesetzt. Das war natürlich eine günstige Gelegenheit, Ladenhüter, die die meisten Auslandsmodelle nun einmal waren, preiswert zu erwerben. Alte Modelle konnte man sofort an den alten Kartons erkennen. Die Händler waren natürlich froh, dass diese merkwürdigen Sammler für Ordnung im Regal sorgten. Der Autor kann sich noch gut an eine Geschäftsreise nach Frankreich erinnern. In Paris ging er zur Passage du Havre, zu "La Maison des Trains" und staunte nicht schlecht, in einer Vitrine die seltene dänische Dampflok 3045 zu sehen. Das war natürlich ein schönes Souvenir.


Inzwischen ist längst bekannt, dass Modellbahnfreunde vorzugsweise solche Modelle kaufen, deren Vorbilder im heimischen Bahnhof einlaufen. Aber während früher nationale Modelle fast ausschließlich im jeweiligen Land verkäuflich waren, gibt es seit vielen Jahren Sammler in aller Welt, die sich gerade für exotische Loks und Wagen interessieren. Sie sorgen dafür, dass die Stückzahlen für kleine Länder wirtschaftliche Größenordnungen erreichen. Ohne das Engagement der Sammler wäre die Vielzahl der Export-Modelle gar nicht rentabel.


Wie stark der Anteil der Sammler am Märklin Modellbahnverkauf gewachsen war, wird dadurch deutlich, dass in einigen Metropolen und Staaten offizielle Märklin-Händler an der Spitze der Umsatzlisten stehen, die ihren Ursprung in der Sammlerszene hatten und auch heute noch ein Feeling für dieses sehr spezielle Marktsegment besitzen. Nachdem sich die Sammler im Handel deutlich bemerkbar gemacht hatten, änderte sich das Verhalten der Händler bei Bekanntwerden der Auslaufmodelle. Koll's Info für Insider, der Informationsdienst, der seit 1981 erschien, veröffentlichte einmal frühzeitig eine Auslaufliste, und bei einer Lokomotive entstand ein Zahlendreher. In Göppingen merkte man, dass die Info gelesen wurde, denn der Fehler führte zu regen Aktivitäten des Handels, der das "Auslaufmodell" tüchtig nachbestellte.


In den Siebziger und Achtziger Jahren veränderte sich die Nachfrage nach der Modelleisenbahn sehr deutlich. Weil die Geburtenrate stark zurückging, wurden weniger Startpackungen und Ergänzungsteile verkauft. Andererseits beschäftigten sich zunehmend Modellbahner im Erwachsenenalter mit der Materie. Sie stellten höhere Ansprüche an Produktpalette und Beratung des Handels. Kaufhäuser konnten hier nicht mithalten.


Bis 1980 gab es bei der Modellbahn feste Verkaufspreise. Danach wurden die Preis-empfehlungen der Hersteller untersagt, und es entstand ein teilweise ruinöser Preiswettbewerb, der durch den Modellbahn-Versandhandel über Anzeigen in der Fachpresse vorangetrieben wurde. In Folge des Preisverfalls bei der Modellbahn schlossen die kleineren Kaufhäuser ihre Modellbahnabteilungen. Zunächst wurde aus der Spielzeugbahn ein reines Wintersortiment, dann ersetzte man das Märklin-Programm durch ein Primex-Angebot, und schließlich strich man die Segel vollständig. Diesem Beispiel folgten auch viele klassische Spielwarengeschäfte. Die Zahl der Spielwarenhändler verringerte sich stark. So schlossen die jeweils größten Häuser in Frankfurt und Köln. Aber auch reine Modellbahnläden machten zu. Insgesamt reduzierte sich die Zahl der Märklin-Verkaufsstellen deutlich.


Die Modellbahnumsätze gingen nicht nur zurück, weil durch die geringere Geburtenzahl die Käuferzahl kleiner wurde oder die Niedrigpreishändler Kunden abwarben, sie reduzierten sich auch, weil der Spielzeugmarkt inzwischen eine viel breitere Auswahl an Spiel-Systemen bot. Hinzu kam die starke Konkurrenz der Computerspiele. In den letzten Jahren folgten zusätzlich Strukturveränderungen in der Arbeitswelt. Die große Anzahl der Geringverdiener konnte sich eine kostspielige Modellbahn nicht leisten. Dies alles führte auf Seiten der Modellbahnhersteller zu Besitzwechseln bei Jouef in Frankreich, bei Hornby in England, bei Lima und Rivarossi in Italien, bei Liliput und Roco in Österreich, bei Arnold, Trix und Märklin in Deutschland. Auch der Nürnberger Gartenbahn-Hersteller Lehmann meldete Insolvenz an und wurde von Märklin übernommen. Zuletzt verkaufte die Familie Fleischmann ihr Traditionsunternehmen an einen Bayrischen Investor, der bereits die Firma Roco besaß.


Aber noch ein anderer Effekt brachte manchen Miniaturbahnhersteller in Schwierigkeiten.
Die Fachpresse fühlte sich fast ausnahmslos als Sprachrohr des "ernsthaften Modellbahners" und forderte von der Industrie immer weitere Verfeinerungen der Modelle, sowie eine Vorbildauswahl, die sich an Randinteressen orientierte. Auch führte die Forderung "Herunter von der hohen Schiene!" zu Maßen, die einem sicheren Betrieb entgegenstanden. Mehr als 15 Gleissysteme kämpften um den Kunden allein in der Spurweite H0!


Die Wiedervereinigung Deutschlands bewirkte für Märklin nicht automatisch höhere Umsätze, denn man war im Osten ja 50 Jahre lang nicht präsent. Zwischenzeitlich war der Ostmarkt in der Spurweite H0 ein Gleichstrommarkt geworden, und in Ostdeutschland spielte die Spurweite TT eine große Rolle. Die Göppinger mussten also dort wieder völlig neu beginnen.


Während es 1980 noch 3000 Märklin-Händler in Deutschland gab, verkauft Märklin heute an rund 800 Händler. Dabei machen die MHI-Handelspartner ca. 90 % des Märklin-Umsatzes. Der Trend geht zum Spezial-Modellbahnhandel. Aus dem Spielzeugbahner von einst wurden die Zielgruppen Modellbahner, Modellbahnsammler und Spielbahner. Diese Käufergruppen haben sehr unterschiedliche Wünsche.


Der Modellbahner möchte Loks und Wagen einer festgelegten Epoche kaufen. Er will perfekte Fahreigenschaften, feinste Detaillierung, brünierte Räder, echte Kurzkupplung, Digital-Steuerung, Expertengespräche beim Händler, und natürlich möchte er für sein Geld möglichst viel Modellbahn. Er baut Fahrzeuge um und altert sie. Er verschmutzt sie, damit ein möglichst natürliches Aussehen entsteht. Solche Modelle sind später allerdings an einen Sammler nicht mehr zu verkaufen.


Dagegen legt der Spielbahner Wert auf problemlosen Aufbau der Anlage, robuste Modelle, durchschaubare Technik, Ratschläge bei Problemen und niedrige Preise. Die günstigen Startpackungen kommen seinen Wünschen entgegen.


Der Sammler kennt das Sortiment meist besser als der Händler. Deshalb benötigt er auch keinerlei Beratung. Ihm ist wichtig, dass Modell und zugehöriger Karton in einwandfreiem Zustand sind. Bei einer Sonderserie ist ihm egal, ob das Modell mit der neuesten Technik ausgerüstet ist. Ist die Serie klein genug, akzeptiert er auch weniger geschmackvolle Aufdrucke. Es wäre aber falsch zu glauben, man könnte ihm alles verkaufen, sofern nur der Name Märklin aufgedruckt ist. In zunehmendem Maße wird er anspruchsvoller und wählerischer. Da er mit einem Auge nach einem möglichen Wertzuwachs schielt, kauft er da, wo es am billigsten ist. Ist ein Modell knapp, geht der Sammler von Händler zu Händler und erzeugt eine vermeintliche Riesennachfrage, kauft aber am Ende vielleicht nur ein Modell.


Unter den Sammlern gibt es auch eine Anzahl von Spekulanten. Sie kaufen eine größere Menge von Modellen in der Hoffnung, bei Wertzuwachs wieder mit Gewinn verkaufen zu können. Während das früher zum Beispiel beim Northlander funktionierte, ist es heute kaum noch möglich, weil die Nachfrage nach modernen Raritäten deutlich zurückhaltender geworden ist.


Nachdem bereits Anfang 1979 die Exemplare des ersten Koll's Preiskatalog für Märklin 00/H0 vergriffen waren, wurde eine kleine Nachauflage gedruckt, die ebenfalls ausverkauft wurde. Dieser erste "Koll" war eine reine Text-Information über Bauzeit, Varianten und Liebhaberpreis, und er wurde, um Kosten zu minimieren, mit der Schreibmaschine geschrieben. Er bot dem Sammler eine schnelle Übersicht und war mit seinen 84 Seiten dünn genug, um problemlos auf die Flohmärkte mitgenommen zu werden. Die Grundgestaltung des Titels wurde übrigens bis heute beibehalten.


Ende 1979 kam der 2. Koll's Preiskatalog für Märklin 00/H0 auf den Markt: die Ausgabe 1980. Sie enthielt nun zusätzlich Schwarz/Weiß- und Farb-Fotos von interessanten Modellen, sowie
Detail-Fotos von Kupplungen, Stromabnehmern, Achslagern und Drehgestellen. Der Bildteil wurde auf Kunstdruckpapier gedruckt und der Umfang wuchs auf 264 Seiten, nicht zuletzt auch wegen der ausführlicheren Hintergrundinformation.


In der 3. Ausgabe, dem Katalog 1981, wurde erstmals Zubehör farbig abgebildet und Raritäten, wie die englische E 800 LMS, konnten in Farbe gezeigt werden. Der Umfang wuchs auf 344 Seiten. Rund 700 Fotos enthielt dann bereits der Katalog 1982 und seine Seitenzahl erhöhte sich auf 472.


Das Wagnis, einen Sammlerkatalog drucken zu lassen und innerhalb einer engen Frist verkaufen zu müssen, hielt sich in Grenzen, denn der Autor und Herausgeber konnte, bis auf das Drucken, die wesentlichen Arbeiten selbst erledigen. Als Art Director in einer internationalen Werbeagentur (Ogilvy) tätig, war für ihn die Gestaltung und Konzeption des Katalogs, sowie die Werbung dafür das "tägliche Brot" und auch die Fotoregie bei professionellen Stillife-Fotografen oder die Lithoüberwachung und Druckabstimmung gehörten zum normalen Arbeitsgebiet. Diese kleine Nebentätigkeit war natürlich von den Bossen genehmigt, denn Besprechungen in Capital, FAZ, Spiegel, Welt und anderen Medien konnten nicht übersehen werden.


1983 zog der Verlag von Frankfurt am Main nach Bad Homburg um und konnte sich nun noch besser entfalten. Mit dem 1983er erschien erstmals eine fadengebundene Leinenausgabe von Koll's Preiskatalog. Die preiswerte klebegebundene Ausgabe konnte in manchen Fällen den Beanspruchungen des Sammleralltags nicht standhalten und seitdem gab es die Wahl zwischen günstigem Preis und nobler Ausstattung.


Da der 1983er Katalog inzwischen auf 496 Seiten angewachsen war, hatte man auf Börsen und Flohmärkten ganz schön zu schleppen. Deshalb erschien nun erstmals zur Ergänzung, speziell für den "Außendienst", der Koll's Kompaktkatalog. Er hatte nur das halbe Format und passte deshalb wunderbar in die Jackentasche. Zugunsten eines niedrigen Preises verzichtete er auf Abbildungen.


Die Ausgabe 1984 von Koll's Preiskatalog enthielt ein aktuelles Sonderthema:

"Die 125-Jahre-Märklin- Story", die auf 35 Seiten einen Überblick zu den übrigen Märklin-Aktivitäten bot. 1985 lautete das Sonderthema: "Jubiläums-Story 50 Jahre Märklin 00/H0". Märklin-Katalog-Titel markierten die Entwicklungsschritte.


Weil Koll's Preiskatalog immer mehr an Umfang zunahm, und dies auch technische Probleme mit sich brachte, wurde der Bereich Sondermodelle, Werbewagen, Prototypen, 1986 herausgenommen und Koll's Spezialkatalog konnte sich fortan diesem Thema widmen. Er war zunächst 208 Seiten stark. Im gleichen Jahr beendete der Autor seine Arbeit in der Agentur und hatte nun ausreichend Zeit für die Buchproduktion. Im Verlag begann das Computer-Zeitalter mit dem neuen Mac. Die 1987er Koll-Kataloge waren die ersten, die mit dem Mac Plus erstellt wurden. Nachdem erst einmal alles erfasst war, stellte dies natürlich eine erhebliche Arbeitserleichterung dar.


10 Jahre Koll's Preiskatalog konnte man 1988 feiern. Die Einbände waren weiß mit goldener Beschriftung. Erstmals gab es jetzt Charts zur Preisentwicklung ausgewählter Modelle zu sehen.


1989 enthielt Koll's Preiskatalog das Sonderthema "Originalkarton - ein magisches Wort?".


1990 konnte man sich wundern mit dem Thema: "Gleis, wie hast du dich verändert?". Besonders die Gleise der Vorkriegs- und der ersten Nachkriegs-Zeit waren manchen Eisenbahnfreunden unbekannt. Und weil das Bessere des Guten Feind ist, gab es die Leinenausgabe von nun an mit den hilfreichen Lesebändern.


1991 hieß das Sonderthema: "Von der Idee zur Nullserie". Es zeigte die vielen Schritte zur Realisierung einer Modellbahn-Lokomotive.


Da inzwischen der Umfang auf 960 Seiten angestiegen war, wurde die Teilung der Standardausgabe in zwei Bände notwendig.


1992 stand die Antriebstechnik zur Debatte: "Wie sie schalten und walten. Die Märklin-Loks und ihre Technik".


1993 wurde das Geheimnis gelüftet: "Die Wahrheit über Druckguss" räumte mit manchen Märchen auf, die unter Sammlern erzählt wurden.


1994 gab es das vorerst letzte Sonderthema: "Die große weite Welt der Export-Modelle".

1995 wurde der Bereich Zubehör überarbeitet und mit 143 farbigen Abbildungen illustriert.


1996 erschienen erstmals zwei Kataloge zur Märklin Spur Z. Eine Ausgabe widmete sich dem Normalprogramm auf ca. 220 Seiten und ein Spezialkatalog für die Werbe- und Sondermodelle umfasste rund 280 Seiten.

1997 wurden die aktualisierten zweiten Ausgaben für die mini-club mit erweitertem Umfang, zusammen rund 580 Seiten, herausgebracht. Zur Zeit ist keine neue Auflage der Spur-Z-Ausgaben geplant.


Jedes Jahr wurden die Kataloge aktualisiert, die Fotozahl erweitert, alte Abbildungen durch neue ersetzt, konventionelle Reprografie durch scannergestützte ausgetauscht. In der Regel erschienen die neuen Ausgaben im Dezember.


2003 konnte man die 25. Ausgabe von Koll's Preiskatalog erwerben, aus diesem Anlaß mit goldenem Einband. Und die 40. Auflage kam mit einem weißen Einband und stellte gleichzeitig die letzte Ausgabe dar. Fortgeführt wird das Thema mit Koll's Kompaktkatalog.


An Konkurrenten hat es Koll's Preiskatalog von früh an nicht gefehlt. Die Begleitung war allerdings bisher nie von Dauer. Meist hat man wohl die mögliche Käuferzahl überschätzt und die Herstellungsproblematik unterschätzt.


Wie ist die Lage heute? Die Idee des Sammelns alter Eisenbahnmodelle hat sich verbreitet;
vor allem unter den Märklin-Freunden. In der breiten Öffentlichkeit ist der Gedanke aber auch jetzt noch wenig bekannt.


Sammler, die alles sammeln, sind sicher eine Minderheit. Die Mehrzahl beschränkt sich heute auf begrenzte Bereiche. Da ist einmal das Gebiet "Alte Modelle von 1935 bis 1956", also die Modelle der 700er und 800er Serie. Einige ziehen sicher die Grenze erst bei 1970. Andere wieder beginnen erst bei der Zeit ab 1947 mit der Super-Modell-Serie. Bis etwa 1980 ließ das Sortiment noch eine Komplett-Sammlung zu, und man behielt bequem den Überblick. Man kannte die Artikel-Nummern und konnte sich unter 3086 oder 4075 etwas vorstellen. Dann folgte ein stetiger Ausbau des Programms, der den Durchblick immer mehr erschwerte. Zum üblichen Katalogprogramm kamen Exportmodelle und Sonderserien hinzu. Heute sind zu diesen Sortimentbereichen weitere Sonderserien der Handelsverbände hinzugekommen. Die einmalige Sonderserie ist nicht mehr die Ausnahme, sondern fast der Normalfall geworden.


Deshalb sucht sich der Sammler heute gezielt Modelle seiner Wahl aus dem breiten Angebot heraus. Dabei stützt er sich nicht nur auf die Märklin-Händler mit Ladengeschäft oder Versand-haus, sondern er konnte zwischenzeitlich unter mehr als 400 jährlichen Spielzeugmärkten und Auktionen wählen, was besonders bei alten Modellen unverzichtbar ist. Allerdings hat sich der Trend inzwischen gedreht. Börsen klagen über weniger Käufer und konnten während der Pandemie gar nicht öffnen. Auktionshäuser versteigerten Online.


Zwei Auktionshäuser dominierten die H0-Scene. Georg Brockmann in München, der seine Aktivitäten inzwischen an den Auktionator Christian Wrede in Adelsdorf  weitergegeben hat und Erich Lösch in Worms, der die Auktion an Kevin Enser verkaufte. Willy von der Warth hatte sein Auktionshaus in die Hände von Heinz-Dieter Lankes gegeben und Rolf Richter zog sich ebenfalls vom Weinheimer Geschehen zurück. Seit einigen Jahren hatte sich Christian Selzer mit Schwerpunkt grosse Spuren in Geisenheim neben dem Dom etabliert und war dann in ein eigenes Domizil in Rüdesheim gezogen.


Auch die Auktionen in Ladenburg von Götz Seidel enthalten H0-Modelle. Das Versteigerungs-haus der Alino AG hat dagengen seine Tätigkeit eingestellt. Die Anlaufstelle in der Schweiz ist das Auktionshaus zum Dorenbach mit Stefan Stöckli, vormals Hermann Ostermayer. In Belgien veranstaltete Herr Baeyens in Antwerpen H0-Auktionen. Im Dorotheum in Österreich findet man ebenfalls von Zeit zu Zeit H0-Material. Gleiches gilt für die Auktionshäuser in London, wo Christie's allerdings inzwischen keine Modellbahn mehr anbietet. In Schweden findet man Modellbahn immer wieder bei Stockholms Auktionsverk.


Wie wird es weitergehen? Das Interesse der Eisenbahnfreunde an sehr alten Modellen der Marke Märklin bleibt stabil. Der Trend zu bester Erhaltung, möglichst mit Original-Karton, setzt sich fort. Lokomotiven mit Gussgehäuse bis in die Siebziger Jahre sind, sofern neuwertig, gesucht. Alte Blechwagen und Gussmodelle werden dagegen weniger ersteigert. Hier haben sich die Preise sehr ermäßigt. Kunststoff-Modelle der ersten Zeit sind kaum gefragt. Aktuelle Modelle können mit Kurzkupplung und sehr viel feineren Aufdrucken überzeugen. Auch sind die großen Stückzahlen der Siebziger und Achtziger Jahre ein Grund, daß an alten Modellen kein Mangel herrscht.


Viele Freunde der Historie bauen Eisenbahnanlagen nicht nach Vorbildepochen, sondern nach Märklin-Zeitabschnitten auf. Mit Vorkriegs-Gleismaterial und passendem Zubehör ist es natürlich eine besondere Herausforderung, die alten Modelle zum Funktionieren zu bringen. Reizvoll kann auch eine Anlage von 1954 sein, mit den Modellgleisen der Serie 3900 und der Bahnhofanlage 419 G/6. Genauso denkbar ist eine Szenerie von 1958 oder 1965.


Die Zeit der Wagenmodelle aus Weißblech ist bei Märklin vorbei. Dennoch kann man diese Periode nicht als abgeschlossenen Bereich bezeichnen, denn hin und wieder gibt es erneut eine Sonderserie, um die Sammler zu beglücken.


Inzwischen ist das Metall-Gleis Vergangenheit und der C-Sinus-Motor gab nur ein kurzes Gastspiel. Zwar stellte er einen exzellenten Antrieb dar, aber er war auch sehr aufwendig in der Herstellung. Die verhältnismäßig geringen Stückzahlen verteuerten die Produktion, sodaß man wieder Abschied nehmen mußte.


Probleme in der Lieferfähigkeit bei der ersten Generation der Zentralstation und andere Einflüsse führten bei Märklin zu scharfen Umsatzrückgängen. Banken verkauften Märklin-Kredite an andere Interessenten. Die 22 Gesellschafter der Familien Märklin, Friz und Safft, die fast 150 Jahre das Unternehmen geführt hatten, waren nicht in der Lage, die Forderungen abzulösen. Sie verkauften deshalb ihre Anteile 2006 an eine Investoren-Gruppe.


Die Zukunft der Firma Märklin (und Trix, Lehman, Hübner) wurde von einer neuen Mannschaft gesteuert, die jedoch letztlich nicht erfolgreich war und am 4. Februar 2009 Insolvenz anmelden mußte. Der Insolvenzverwalter Michael Pluta mit dem entsandten Geschäftsführer Dr. Kurt Seitzinger konnten das Göppinger Unternehmen sanieren und in die Gewinnzone zurückführen. Im Jahr 2012 lag der Umsatz bei ca. 109 Mill EUR und der Gewinn bei rund 10 Mill EUR.


Die Insolvenzverwaltung verkaufte die Modellbahngruppe am 21.3.2013 an die Inhaber von Simba-Dickie (Führt) Michael und Florian Sieber. Damit ist die Zukunft von Märklin gesichert und wir können hoffen, noch lange Freude an der Modellbahn zu haben. Die Simba-Dickie Gruppe ist dadurch der größte Spielwarenhersteller Deutschlands.